So lest und versteht ihr anspruchsvolle Bücher

Anspruchsvolle Bücher lesen und verstehen

Lesen gehört zu unserem Alltag wie essen und trinken. Vom kurzen Tweet oder Facebook-Post über E-Mails und Artikel auf Nachrichten-Portalen bis hin zu Fachartikeln und Büchern. Ständig konsumieren und verarbeiten wir Informationen. Eigentlich eine gute Nachricht.

Lesen ist nicht gleich Verstehen

Doch zwischen dem flüchtigen Aufschnappen von Nachrichten und dem Lesen von anspruchsvollen Artikeln und Büchern liegen Welten. Während es ausreichend ist, oberflächlich über Facebook-Posts zu scannen, brauchen schwierigere Texte unsere volle Aufmerksamkeit. Nicht ganz leicht, wenn den ganzen Tag ständig Informationen auf uns hereinprasseln und wir es gewohnt sind, diese im Vorbeigehen aufzunehmen.

Fachliteratur muss erarbeitet werden

Anspruchsvolle Texte einfach so nebenbei lesen und verstehen, wird nicht funktionieren. Insbesondere, wenn wir uns weiterbilden wollen und Fachliteratur lesen, müssen wir Einiges leisten. Im Idealfall erhalten wir anwendbares Wissen und können die im Buch beschriebenen Thesen, Lösungen und Techniken für reale Situationen nutzen. Dies setzt jedoch etwas Arbeit voraus, denn dafür müssen wir Zeit investieren, konzentriert arbeiten und einen Plan haben.

Je komplexer das Thema, je schwieriger zu verstehen, desto mehr müssen wir investieren, um es zu erarbeiten.

Literatur in drei Schritten erarbeiten –  so geht’s

Um Literatur zu lesen, die ich zur Weiterbildung nutze und deren Inhalte ich später anwenden möchte, hat sich bei mir ein Vorgehen in drei Schritten bewährt. Je nach Komplexität der Texte kann ein Schritt weggelassen werden oder vereinfacht werden. Dazu weiter unten mehr.

1. Schritt: Lesen

Zunächst, wenig überraschend, lese ich das Buch. Besonders wichtige Sätze oder Passagen werden unterstrichen. Wobei ich es dabei nicht übertreibe. Ist jeder zweite Satz unterstrichen, bringt es mir nichts.
Wichtiger als das Unterstreichen ist, zu jedem Absatz am Rand eine kurze Anmerkung zu machen. Im Idealfall nur ein Wort, maximal drei. Ziel dieser Randbemerkungen ist es, den jeweiligen Absatz möglichst knapp wiederzugeben und den Inhalt des Buchs zu gliedern. Ist der Absatz vollkommen belanglos, schenke ich mir die Notiz.

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Was bringt es mir?

  • So entsteht eine einfache Zusammenfassung des Buchs und eine Gliederung, die für das Arbeiten mit dem Buch entscheidend ist. Dank der Anmerkungen reicht es kurz über Seiten zu schauen, um zu wissen, wo was steht und um sich den Inhalt aufzurufen. Absätze oder Seiten mit irrelevanten Inhalten können später ignoriert werden. Diese Zusammenfassung ist einem vorhandenen Inhaltsverzeichnis deutlich überlegen, egal wie detailliert es ist.
  • Das Erstellen der Notizen ist ein aktiver Prozess, der uns beim Verinnerlichen unterstützt. Dadurch, dass wir die Notiz selbst erstellen, entsteht eine Verknüpfung mit dem Inhalt, die das Erinnern fördert.

2. Schritt: Erarbeiten

Jetzt kommt die eigentliche Arbeit: das Verstehen des Buchs und das Aneignen der Inhalte. Dazu macht ihr euch Notizen, nicht im Buch, sondern in einem Block oder ähnlichem. Mit den Notizen erfasst ihr das Wesentliche in euren eigenen Worten. Ganz wichtig: in euren eigenen Worten. Denn nur so ist gewährleistet, dass ihr es versteht.

Indem ihr eure eigenen Worte nehmt, übersetzt ihr das Buch für euch und verinnerlicht es.

Gerade bei schwieriger Literatur ist dies entscheidend. Dabei helfen die Randbemerkungen aus dem ersten Schritt. Dank ihnen könnt ihr schnell erkennen, wo die relevanten Inhalte stehen und was ihr ignorieren könnt.

Klingt nach viel Arbeit

Ist es auch. Zumindest bei anspruchsvoller Literatur. Doch diese verlangt, dass wir uns intensiv mit ihr beschäftigen. Im Übrigen entscheidet ihr über den Umfang eurer Notizen. Wenn euch eine Seite reicht, ist das vollkommen ok.

Was bringt es mir?

  • Durch das aktive Formulieren und Aufschreiben der Inhalte in euren eigenen Worten sorgt ihr dafür, dass ihr den Inhalt versteht und verinnerlicht. Dies ist die wichtigste Voraussetzung, um das Gelesene später anwenden zu können. Daher ist dieser Schritt so entscheidend.
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3. Schritt: Inhalt komprimieren

Je nach Buch habt ihr eine mehr oder weniger ansehnliche Sammlung an Notizen. Wahrscheinlich zu viel, um den Inhalt kurz und präzise wiederzugeben. Deswegen erstellt ihr im dritten Schritt eine komprimierte Zusammenfassung eurer Notizen. Das Wesentliche wird jetzt in kurzen, einfachen Sätzen, die von euch stammen, verdichtet.
Dadurch prägt ihr euch den Inhalt noch besser ein und das nochmalige Formulieren in eigenen Worten sorgt für besseres Verständnis. Wenn ihr in der Lage seid, etwas Komplexes in wenigen Worten wiederzugeben, habt ihr es wirklich verstanden.

Was bringt es mir?

  • Ihr sorgt dafür, dass der Inhalt besser haften bleibt, indem ihr ihn ein weiteres Mal in eigenen Worten zusammenfasst.
  • Verdichtete Informationen sind besonders hilfreich, wenn es um Wissen geht, was angewendet werden soll. Alle unnötigen Informationen fallen weg und nur das wirklich Wichtige steht im Vordergrund.
  • Durch die knappe Zusammenfassung könnt ihr jederzeit darauf zurückgreifen.

Geht es nicht auch etwas einfacher?

Sicherlich. Das hängt jedoch vom Anspruch und Umfang der Literatur ab. Je einfacher das Buch zu lesen und zu verstehen ist, je weniger komplex der Inhalt ist, desto weniger Arbeit müsst ihr euch machen. Sind die Notizen aus dem zweiten Schritt kurz und knapp, dann könnt ihr euch den dritten Schritt schenken. Für einen einfachen Artikel ist oftmals schon der erste Schritt ausreichend.
Handelt es sich jedoch um ein anspruchsvolles Sachbuch und wollt ihr das Gelesene später anwenden, empfiehlt es sich alle drei Schritte auszuführen.

Noch ein paar Tipps

  • Auch in eBook-Readern lassen sich Notizen hinterlegen. Ihr könnt ebenfalls zu jedem Absatz etwas vermerken. Bei einem Kindle könnt ihr sogar eine Übersicht der Notizen aufrufen. Damit erhaltet ihr eine übersichtliche Zusammenfassung und könnt direkt an die jeweilige Stelle springen.
  • Macht die knappen Notizen aus dem dritten Schritt auf Karteikarten. So strukturiert ihr die Inhalte besser. Zum Beispiel indem ihr für jedes Thema, Unterthema oder Kapitel eine Karte nehmt.
  • Fachliteratur ist häufig nur auf Englisch erhältlich. Je nach Englischkentnis kann das Lesen im Original zu einer echten Herausforderung werden, insbesondere wenn es an Vokabelkenntnissen fehlt. Vokabeln, die man nicht kennt, sollte man nicht nur nachschlagen, sondern auch die deutsche Übersetzung direkt am englischen Wort notieren. Dadurch prägt sie sich weitaus besser ein und man hat zukünftig die Übersetzung direkt vorliegen, wenn man es noch einmal liest.
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Zusammenfassung

Die wichtigsten Voraussetzungen, um Fachliteratur und andere anspruchsvolle Literatur zu lesen, sind Randnotizen, die Inhalte in eigenen Worten zusammenfassen und in knappen Notizen komprimieren. So werden auch komplexe Inhalte verinnerlicht und das Gelernte kann praktisch in Beruf und Studium angewendet werden.

tl;dr

Inhalte mit Randnotizen strukturieren, zusammenfassen und verdichten, so wird Fachliteratur gelesen.

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