Buchtipp: Einen Scheiss muss ich
Tommy Jaud Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich

Sean Brummel ist einer der unglücklichsten Menschen Kaliforniens. Er ist fast vierzig, hat einen tristen, schlecht bezahlten Job und zuhause wartet seine lieblose Ehefrau Trisha, die ihm das Fleischessen verbietet und ins Fitnessstudio zwingt. Als ob nicht schon alles schlimm genug ist, erinnert sie ihn unablässig daran, was er machen muss: Zaun streichen, Garage aufräumen, Obst und Gemüse für Smoothies kaufen, abnehmen und einfach mehr auf sich aufpassen. Sean hat sich damit abgefunden: „Stimmt, Trisha, das muss ich echt.“
Nur an den Wochenenden schnuppert er ein wenig Freiheit: Er betrinkt sich mit seinen Freunden und gemeinsam träumen sie davon, ihre Jobs an den Nagel zu hängen, Netflix zu abonnieren und das stärkste Bier Kaliforniens zu brauen. Doch daraus wird nie etwas.

40 Cent und die Wende

Bis eines Tages eine Verkettung von Zufällen Seans Leben auf den Kopf stellt. Ein bierreicher Abend endet erst auf der Polizeiwache und anschließend, da Trisha sich weigert, die fehlenden 40 Cent zur Kaution beizusteuern, für eine Nacht im Knast. Da er eingesperrt ist, kann er nichts machen: Keinen Rasen mähen, nicht aufräumen oder das Hemd für die Arbeit bügeln. Und das fühlt sich so richtig gut.
Am nächsten Morgen kauft er sich eine Bierbrauanlage. Trisha verlangt natürlich, dass er sie wieder zurückbringt. Normalerweise macht Sean, was seine Frau will, doch dieses Mal antwortet er „Einen Scheiß muss ich“.

Einen Scheiß muss ich – vier Worte und die Folgen

Das ist der eine Satz, der Seans Leben radikal verändert. Trisha verlässt ihn, er kündigt seinen Job, fängt an, Bier zu brauen, und macht nur noch, was er will. Soll er doch etwas machen, dass er nicht will, lautet die Antwort: „Einen Scheiß muss ich“.
Das von ihm gebraute „11 stärkste Bier Kaliforniens“ wird zum Verkaufsschlager, er verbringt seine Freizeit mit Freunden, beim Grillen und vor dem Fernseher und pfeift auf gesunde Ernährung und Sport. Mit Karen aus dem Brauereibedarf, „die immer etwas nach Gerstenmalz riecht“ hat er eine glückliche Beziehung. Damit auch andere von seinen Erfahrungen profitieren können, hat er einen Ratgeber geschrieben: Einen Scheiß muss ich: Das Manifest gegen das schlechte Gewissen.

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Die Wahrheit über Einen Scheiß muss ich

Doch stopp. Denn Einen Scheiß muss ich ist vor allem eine Parodie. Sean Brummel gibt es nicht, er ist das erfundene Alter-Ego von Tommy Jaud, Autor von Vollidiot und Hummeldumm. Einen Scheiß muss ich liest sich wie ein typischer amerikanischer Selbsthilfe-Ratgeber und parodiert eben genau dieses Genre: Ein unglücklicher Held kommt zu Erkenntnisgewinn (Einen Scheiß muss ich). Darauf schmeißt er alles über den Haufen, entwickelt eine eigene Philosophie (Einen Scheiß muss ich), lebt nach ihr und wird glücklich.
Das Buch nimmt die allgegenwärtige Selbstoptimierung aufs Korn. So ist Einen Scheiß muss ich ein Anti-Ratgeber, der uns sagt, dass wir eben nicht zum Sport oder auf die Ernährung achten müssen, sondern, dass wir einfach das machen sollen, worauf wir Lust haben.
Während die meisten Selbsthilfe-Anleitungen die Erfüllung unserer Wünsche versprechen, wenn wir nur hart an und arbeiten, dreht Einen Scheiß muss ich dieses Prinzip um. Die Lösung ist einfach, wir brauchen dafür nichts zu tun.

„99 Prozent der Dinge, die wir tun, müssen wir nicht tun.“

Wahnwitzige Theorien und schlagkräftige Argumente

Natürlich hat Tommy Jaud Sean Brummel eine Reihe an schlagkräftigen Argumenten gegen das ständige Müssen mit auf den Weg gegeben. So sind einige wahnwitzige Thesen entstanden und es wird endlich einmal die Wahrheit über Ernährung und alles andere, was wir ständig meinen verbessern zu müssen, gesagt. Es gibt jede Menge Argumente, warum Bier schlank und Sport dick macht, Vegetarier keine Menschen sind und wir uns keine Ziele im Leben setzen sollten.

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Für wen ist Einen Scheiß muss ich?

Wenn ihr im Bekanntenkreis ein paar eingefleischte Veganer/Sportler/Selbst-Optimierer/Karrieristen habt, die für eure ungesunde Ernährung oder mangelnde Zielstrebigkeit nur vorwurfsvolle Blicken übrig haben, dann findet ihr im Buch jede Menge Argumente, um mit viel Spaß den Spieß umzudrehen. Türmen sich bei euch die noch zu lesenden Ratgeber, dann solltet ihr mit dieser Parodie anfangen, vielleicht schenkt ihr euch dann den Rest. Oder ihr kauft das Buch einem Freund, der es mit der Selbstoptimierung etwas übertreibt.
Einen Scheiß muss ich ist vor allem „ein Manifest gegen das maßlose Müssen, eine Kampfschrift gegen das optimierte Leben“. Ein amüsanter, kurzweiliger Aufruf für mehr Selbstbestimmung und Spaß ohne schlechtes Gewissen.

Tommy Jaud

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich

Das Manifest gegen das schlechte Gewissen – Aus dem Amerikanischen erfunden von Tommy Jaud
Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 2014


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