Dieter Rams hat die Art und Weise, wie wir Alltagsgegenstände wahrnehmen und mit ihnen interagieren, nachhaltig beeinflusst. Sein minimalistischer Ansatz ist zu einem Eckpfeiler des modernen Produktdesigns geworden.
Er gilt als einer der einflussreichsten Produktdesigner und hat mit seinem Konzept funktionaler, reduzierter Ästhetik eine wegweisende Designphilosophie entwickelt. Sein radikaler Funktionalismus beeinflusste maßgeblich unser zeitgenössisches Design und ist heute noch so aktuell wie vor 50 Jahren. Rams Arbeiten und die ihnen zugrundeliegenden Prinzipien sind zeitlos, sie unterliegen keinen Trends oder Moden, sondern überstehen diese.
Wer ist Dieter Rams?
Dieter Rams wurde 1932 in Wiesbaden geboren. Schon früh wurde er von seinem Großvater, einem Schreiner, beeinflusst. Sein Weg in die Welt des Designs war eine Mischung aus Umwelteinflüssen und angeborenem Talent. Der frühe Kontakt mit dem Bauhaus und der Hochschule für Gestaltung in Ulm legte den Grundstein für seine minimalistische Designphilosophie.
Auf Anraten eines Freundes bewarb er sich 1955 beim deutschen Elektrokonzern Braun. Während seiner mehr als drei Jahrzehnte dauernden Tätigkeit bei Braun stieg er bis zum Chief Design Officer auf. In dieser Zeit revolutionierte Rams die Designlandschaft mit seinen innovativen und benutzerfreundlichen Produkten und hinterließ einen unauslöschlichen Eindruck im modernen Produktdesign. Während seiner 40-jährigen Tätigkeit bei Braun entwickelte und leitete Dieter Rams als Chefdesigner über 500 innovative Produkte.
Die Prinzipien guten Designs
Als Dieter Rams sich Ende der 1970er Jahre mit der Welt um ihn herum auseinandersetzte, empfand er den Zustand der Dinge, die seinen Alltag bevölkerten als beunruhigend: „ein undurchschaubares Durcheinander von Formen, Farben und Geräuschen“. Aus der Verantwortung als Designer stellte er sich die Frage: Ist mein Design gutes Design? Aus den daraus resultierenden Reflexionen entstanden die „Zehn Prinzipien für gutes Design“, die heute noch so aktuell sind wie vor 50 Jahren.
Diese Prinzipien, zu denen unter andrem Einfachheit, Ehrlichkeit und Langlebigkeit gehören, sind zu Leitprinzipien für gutes Design weltweit geworden. Rams glaubte, dass gutes Design so wenig Design wie möglich sein sollte, indem es sich auf das Wesentliche konzentriert und alles Unnötige weglässt. Diese Philosophie wird oft als minimalistisch interpretiert.
Dieter Rams „10 Prinzipien für gutes Design“
1. Gutes Design ist innovativ
Innovation eröffnet unendliche Möglichkeiten. Technologischer Fortschritt bietet immer neue Möglichkeiten für innovatives Design. Ein Produkt sollte den technologischen Fortschritt widerspiegeln, und Designer sollten diese Neuheit und Innovation in ihren Produkten zum Ausdruck bringen. Da Designer ständig Zugang zu sich entwickelnden Technologien haben, gibt es keine Ausrede, nicht innovativ zu sein.
2. Gutes Design macht ein Produkt nützlich
Ein Produkt wird gekauft, um es zu benutzen. Es muss bestimmte Kriterien erfüllen, nicht nur funktionale, sondern auch psychologische und ästhetische. Gutes Design betont den Nutzen eines Produktes und vernachlässigt alles, was davon ablenken könnte.
3. Gutes Design ist ästhetisch
Die ästhetische Qualität eines Produktes ist integraler Bestandteil seiner Nützlichkeit, denn Produkte, die wir täglich benutzen, beeinflussen unser Wohlbefinden. Nur gut gestaltete Gegenstände können schön sein.
4. Gutes Design macht ein Produkt verständlich.
Es verdeutlicht die Struktur des Produkts. Besser noch, es lässt das Produkt für sich selbst sprechen. Im besten Fall ist es selbsterklärend.
5. Gutes Design ist unauffällig
Produkte, die einen Zweck erfüllen, sind wie Werkzeuge. Sie sind weder Ziergegenstände noch Kunstwerke. Ihr Design sollte daher neutral und zurückhaltend sein, um Raum für den Selbstausdruck des Nutzers zu lassen.
6. Gutes Design ist ehrlich.
Es macht ein Produkt nicht innovativer, mächtiger oder wertvoller als es ist. Es versucht nicht, den Verbraucher mit Versprechungen zu manipulieren, die nicht gehalten werden können.
7. Gutes Design ist nachhaltig
Es vermeidet es, modisch zu sein und wirkt daher nie altmodisch. Im Gegensatz zu modischem Design überdauert es viele Jahre, auch in unserer heutigen Wegwerfgesellschaft.
8. Gutes Design ist bis ins Detail durchdacht.
Nichts darf willkürlich oder dem Zufall überlassen werden. Sorgfalt und Genauigkeit im Designprozess zeugen von Respekt gegenüber dem Nutzer.
9. Gutes Design ist umweltverträglich
Design leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Erhaltung der Umwelt. Es spart Ressourcen und minimiert die physische und visuelle Umweltbelastung während des gesamten Produktlebenszyklus.
10. Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.
Weniger, aber besser – weil es sich auf das Wesentliche konzentriert und die Produkte nicht mit Unwesentlichem überfrachtet.
Diese Prinzipien sind zu Ikonen geworden und haben Designer auf der ganzen Welt inspiriert.
Dieter Rams‘ Einfluss auf das moderne Produktdesign
Der Einfluss von Dieter Rams auf das moderne Produktdesign ist unbestritten. Seine Prinzipien haben die Art und Weise geprägt, wie wir über die Dinge, die uns umgeben, denken und mit ihnen umgehen. Sein minimalistischer Ansatz wurde zum Vorbild für viele zeitgenössische Designer und hat das Design von Produkten beeinflusst, die wir täglich benutzen.
Eines der bekanntesten Unternehmen, das stark von Rams beeinflusst wurde, ist Apple. Apples Vorliebe für schlankes und einfaches Design spiegelt die Inspiration wider, die von Rams‘ Arbeit als Produktdesigner bei Braun ausging. Viele Kritiker haben Apple vorgeworfen, Rams zu kopieren. Rams selbst sieht dies jedoch als Kompliment und sagt, dass sie die gleiche grundlegende Denkweise über Design teilen. Rams schätzt die Arbeit von Apple als eines der „wenigen Unternehmen, die Design ernst nehmen“.
Von den eleganten Geräten von Apple bis hin zu den intuitiven Benutzeroberflächen moderner Software ist der Einfluss von Rams unübersehbar. Seine Betonung von Einfachheit, Funktionalität und Langlebigkeit ist zu einem Standard im modernen Produktdesign geworden und zeigt die anhaltende Relevanz seiner Designphilosophie.
Ist Dieter Rams Ansatz wirklich minimalistisch?
Der Begriff „Minimalismus“ im Design bezieht sich auf die Praxis, Elemente auf ihre grundlegendsten Formen zu reduzieren. Es geht um Einfachheit, Funktionalität und das Weglassen von Überflüssigem. Auf den ersten Blick entspricht die Designphilosophie von Rams diesen Prinzipien. Seine Produkte, die sich durch klare Linien, intuitive Interfaces und den Verzicht auf überflüssige Details auszeichnen, verkörpern zweifellos eine minimalistische Ästhetik.
Rams‘ Ansatz geht jedoch über den reinen Minimalismus hinaus. Bei seinen Entwürfen geht es nicht nur darum Unnötiges wegzulassen, sondern auch darum, die Benutzererfahrung zu verbessern. Rams‘ Fokus auf Funktionalität, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit verleiht seiner Designphilosophie Tiefe und macht sie umfassender als ein nur nach Einfachheit strebender Ansatz.
„Weniger, aber besser.”
Dieter Rams
Zusammenfassung
Der Einfluss von Dieter Rams auf das Design ist weitreichend. Seine Prinzipien haben nicht nur den Bereich der Produktgestaltung geprägt, sondern auch unseren Umgang mit der gestalteten Welt. Obwohl sein Designansatz Ähnlichkeiten mit dem Minimalismus aufweist, geht er über die diesen hinaus und bietet eine ganzheitlichere Sicht auf das, was gutes Design sein sollte. Letztlich geht es bei Rams‘ Designphilosophie nicht nur um Minimalismus, sondern um die Schaffung von Produkten, die einfach, nützlich und langlebig sind. Sein Vermächtnis inspiriert sowie leitet Designer auch heute noch und wird es sicherlich auch weiterhin tun.