Minimalismus – Durchstarten mit Entrümpeln

Der Start in den Minimalismus bedeutet Entrümpeln. Damit legt man den Grundstein und macht erste Erfahrungen. Wer seinen Schreibtisch oder Kleiderschrank entrümpelt, spürt, dass etwa anders – besser – ist. Klare, frei Flächen, aufgeräumte Schubladen und Computer-Desktops sorgen für Ruhe, Entspannung und Klarheit. Mit den passenden Methoden fällt der Einstieg leichter.

Am Anfang steht immer das Entrümpeln

Viele Wege führen nach Rom. Ähnlich ist es auch mit dem Entrümpeln. Es gibt verschiedene Wege. Welcher davon der Richtige ist, muss jeder selbst herausfinden. Hier ein paar Vorschläge.

Schrank für Schrank, Raum für Raum entrümpeln

Ganz gleich, ob ein Haus oder eine 1-Zimmer-Wohnung, Entrümpeln strengt an und ist nervenaufreibend. Daher kann es ratsam sein, in kleinen Schritten loszulegen. Hier entscheidet die Konstanz. Jeden Tag 15 Minuten Ausmisten bringen mehr als, einen Tag Vollgas geben und anschließend aufgeben.

So geht’s

Man wählt zunächst einen Raum oder einen Bereich aus. Das kann der Kleiderschrank sein oder nur eine Schublade oder ein Regalbrett. Dann wird alles rausgeholt. Das ist entscheidend, nur so wird wirklich entrümpelt.
Dinge, die man behalten möchte, kommen wieder rein und der Rest wird entsorgt.
Nach diesem Prinzip arbeitet man von Regal zu Regal, Schrank zu Schrank, Zimmer zu Zimmer.

Thematisch entrümpeln

Beim Entrümpeln Raum für Raum liegt der Fokus nur auf den Dingen, die vor einem sind. Man hat keinen Überblick und entsorgt so oft weniger, als man könnte. Daher kann es vorteilhaft sein, alle verwandten Gegenstände zusammenzutragen und dann auszusortieren. Das ist zwar etwas aufwändiger, aber auch nachhaltiger.
Anschließend bringt man ähnliche Objekte einen Ort unter, um zukünftig einen besseren Zugriff und Überblick zu haben.

Mit einem großen Knall: alles auf einmal entrümpeln

Die radikalste Methode. Die sowohl Vor- als auch Nachteil bietet. Dabei wird möglichst in einem Rutsch entrümpelt. Natürlich darf man Pausen zur Nahrungsaufnahme oder zum Schlafen einlegen, denn es kann sich über Tage hinziehen.
Der Vorteil ist, dass man die Früchte der Arbeit nach kurzer Zeit genießen kann. Es ist jedoch anstrengend. Möglicherweise gelangt man in einen „Entrümplungsrausch“, bei dem man immer radikaler vorgeht und viel entsorgt. Gleichwohl kann das Gegenteil eintreten, wenn man im Verlauf ermüdet und keine Entscheidungen mehr trifft. Dann wird kaum etwas ausgemistet. Dennoch ist es eine gute Methode, da man schnell zu Ergebnissen kommt.
Tipp: Ein langes Wochenende (oder ein paar Tage Urlaub) nur für’s Entrümpeln nehmen.

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Die eigentliche Herausforderung: Entscheiden

Wer entrümpelt, muss bei jedem Gegenstand ein Urteil treffen: Weg damit oder behalten. Dies fällt nicht leicht, insbesondere denjenigen, die ohnehin gerne sammeln. Doch es gibt verschiedene Methoden, die einem dabei unterstützen.

Zwischenlagern

Ein Vorgehen, für alle, denen es schwer fällt, etwas wegzuschmeißen. Dabei werden Dinge in drei Kategorien eingeteilt.

  1. Behalte ich
    Dinge, bei denen man sicher ist, dass man sie behalten möchte
  2. Kann weg
    Dinge, bei denen man sicher ist, dass sie weg können
  3. Weiß nicht
    Dinge, bei denen man unsicher ist. Diese werden zunächst weggepackt. Nach einem Jahr wird geschaut, ob man sie gebraucht hat – oder sich überhaupt noch daran erinnert. Was nicht benötigt wurde, kommt weg

Auf den ersten Blick ist es eine gute Methode, da Entscheidungen nicht unmittelbar getroffen werden. Sie ist jedoch nicht unproblematisch. Es besteht die Gefahr, dass zu viel in die Kategorie „Weiß nicht“ gelegt wird und kaum etwas in „Kann weg“. Urteile werden verschoben, und ob man in einem Jahr entscheidungsfreudiger ist, ist fraglich.
Dennoch: Für alle notorischen Sammler möglicherweise der beste Ansatz.

Der eiskalte Ansatz

Für entscheidungsfreudige Zeitgenossen, die ohnehin keine Bindungen zu leblosen Gegenständen haben. Hier gibt es nur zwei Kategorien: bleibt und kann weg. Entschieden wird knallhart nach einem Fragekatalog. Diesen legt man nach den eigenen Bedürfnissen an und entscheidet entsprechend, was wegkommt. Wichtig ist, dass man sich streng an die eigenen Vorgaben hält.

Typische Fragen können sein

  • Habe ich es im letzten Jahr / Monat/ halben Jahr benutzt?
  • Wie häufig habe ich es benutzt?
  • Habe ich andere Dinge, die es ersetzen können?
  • Könnte ich es mir auch im Bekanntenkreis ausleihen?
  • Könnte ich es mir bei einem Dienstleister ausleihen?
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Der emotionale Ansatz

Emotionen spielen bei der Anschaffung von Dingen eine große Rolle und beim Weggeben oftmals eine noch bedeutendere. Meistens sind irrationale Überlegungen schuld, wenn etwas angeschafft wird, was später nicht genutzt wird. Man erhofft sich, dass der Kauf eine Verbesserung des eigenen Lebens bringt. Tritt der ersehnte Nutzen des Gegenstandes hingegen nicht ein, entwickeln wir negative Gefühlen ihm gegenüber und er wird zur Belastung.
Beim emotionalen Ansatz geht es um das eigene Wohlbefinden. Der Fokus liegt auf einem positiven Gefühl. Es wird nur das behalten, was einem ein gutes Gefühl gibt. Marie Kondō, die Erfinderin der KonMari-Methode, einer Ordnungs- und Aufräumtechnik, spricht in diesem Zusammenhang vom „Glück“. Nur Dinge, die glücklich machen, dürfen behalten werden. Dazu wird jeder Gegenstand in die Hand genommen. Löst er Wohlbefinden aus, darf er bleiben.
Klingt ein wenig esoterisch, ist jedoch sehr konsequent. Beim Anschaffen von Gegenständen gab es die Hoffnung durch den Kauf glücklicher zu werden. Daher sollte auch beim Weggeben auf die eigenen Gefühle gehört werden. Sind diese nicht positiv, belastet das Objekt und muss weg.

Richtig Entsorgen

Die letzte Hürde beim Entrümpeln ist, die Dinge final zu beseitigen. Gerade auf der Zielgeraden lauern einige Hindernisse. Oft genug passiert es, dass bereits aussortierte Gegenstände noch behalten werden. Eine Zwischenlagerung im Keller führt häufig dazu, dass sie dort bleiben oder wieder in die Wohnung wandern. Auch hier gibt es Tricks, wie der letzte Schritt gelingt.

Entsorgen lassen

Geht ganz einfach. Die aussortierten Dinge kommen in Müllsäcke oder Kartons. Sobald sie verpackt sind, dürfen sie nicht mehr geöffnet werden. Dann wird ein Dienstleister gerufen, der die Sachen mitnimmt. Das kann ein Schrotthändler, ein Gebrauchtwarenhändler oder ein Entsorger sein. Es ist nicht das Ziel, daran noch etwas zu verdienen, sondern nur, die Dinge loszuwerden.

Verschenken

Prinzipiell eine gute Lösung, jedoch aufwändig, denn in der Regel werden nur einzelne Gegenstände verschenkt und nicht alles. Es bleibt noch ein großer Rest übrig, der anderweitig zu entsorgen ist.
Häufig werden aussortierte Dinge zum Geschenk, wenn man sich nicht trennen kann. Dadurch, dass ein Anderer die Sachen nimmt, fällt es vermeintlich leichter. Letztendlich drückt man sich nur vor der Entscheidung. Dies hilft nicht auf dem Weg zum Minimalismus.
Dennoch ist es gut, Dinge zu verschenken, solange man damit eine wahre Freude bereitet.

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Verkaufen

Hier gilt ähnliches wie beim Verschenken. Man kann nicht alles zu Geld machen, sondern nur einige Teile. Der Rest steht dann noch rum. Zudem ist es mit großer Mühe verbunden. Versilbern lohnt nur, wenn die Gegenstände einen Wert haben, der den Aufwand rechtfertig. Daher gilt: Einzelne wertvolle Dinge verkaufen, alles andere entsorgen.

Spenden

Kleider lassen sich so gut auf einen Schlag loswerden. Bücher, CDs und DVDs nimmt jedoch heute kaum jemand. Haushaltsgeräte und Möbel kann man Arbeitslosenselbsthilfen geben. Doch auch die nehmen immer weniger an.

Wegschmeißen / Entsorgen

Der einfachste und auch häufig effektivste Weg. Mülltonne auf, Dinge rein. Ist es viel? Ab zum Wertstoffhof damit. Somit werden die Rohstoffe artgerecht recycelt.

Was ist am Besten?

Aus ethischer Sicht ist Spenden das Beste und aus ökonomischer Perspektive das Verkaufen. Dennoch ist radikales Entsorgen häufig am Wirkungsvollsten. Ziel beim Entrümpeln ist, dass die Dinge auf Dauer verschwinden und nicht nur im Keller lagern. Je schneller und einfacher etwas entsorgt wird, desto effektiver.

Zusammenfassung

Der Start in ein minimalistisches Leben ist nicht schwer. Anstatt einfach loszurennen, hilft es systematisch vorzugehen und mit dem Entrümpeln anzufangen. Ganz egal, für welche Methode man sich entscheidet, alle führen zum Ziel. Wichtig ist, dass man dabei bleibt.

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